Bahngeschichte
Erfahren Sie mehr über die faszinierende Geschichte der Brienz Rothorn Bahn, die 1889 mit einem Konzessionsantrag begann. Von der schnellen Realisierung des Bahnbaus bis hin zur jüngsten Neukonzessionierung im Jahr 2019 hat die historische Dampfzahnradbahn eine bemerkenswerte Reise durch die Zeit unternommen. Mit Höhen und Tiefen, durch Herausforderungen und Triumphe, hat die Bahn Generationen von Besuchern begeistert und bleibt ein zeitloses Symbol für den Pioniergeist und die Entschlossenheit der Menschen im Berner Oberland.
Konzession und Bau der Brienz Rothorn Bahn
Am 15. Oktober 1889 haben einige Bürger aus Brienz unter der Leitung des Fabrikaten Karl Brück und wahrscheinlich auf Initiative von Ingenieur Alexander Lindner das Konzessionsgesuch für eine Zahnradbahn aufs Brienzer Rothorn eingereicht. Bereits 65 Tage (!) nach der Eingabe erteilten National- und Ständerat die Bewilligung für den Bahnbau. Schon bald hatte sich der Bauunternehmer Theodor Bertschinger aus Lenzburg den Initianten angeschlossen. Er und Alexander Lindner gelten heute als Erbauer der Brienz Rothorn Bahn. Beim Bau der Brienz Rothorn Bahn waren ca. 700 Arbeiter – vor allem aus Italien – im Einsatz. Noch heute erinnern in unserer Region verschiedene inzwischen einheimische Namen an den Bau der Bahn. Innert 16 Monaten wurde die Bahn gebaut – das war eine ausserordentliche Leistung! Die Gesamtkosten der Bahn – Projektkosten, Bauleitung, Bauzinsen, Landerwerb, Strecke inkl. Unterbau und Gleise, Gebäude, Weichen, Wasserstationen, vier Lokomotiven, vier Personenwagen, zwei Güterwagen, Stations- und Depotinventar – wurden auf 2,2 Mio. Franken berechnet.
Eröffnung 1892
Am 16. Juni 1892 konnte die Bahn feierlich eröffnet werden. Der Start der neuen Attraktion im Berner Oberland verlief aber nicht ganz wie geplant. Die von Alexander Lindner im schlechtesten Fall prognostizierten 12’000 Gäste wurden anfangs nicht annähernd erreicht. Die schlechte finanzielle Lage trieb die Verantwortlichen dazu, im Jahr 1900 eine Aktiengesellschaft zu gründen. Der Betrieb erwirtschaftete weiterhin Defizite – später haben einerseits Kriege in Südafrika und China, andererseits hohe Kohlepreise und die nach wie vor fehlende Bahnverbindung Brienz – Interlaken zu dem schlechten Betriebsergebnis geführt. 1908 beschädigt der Luftdruck einer grossen Staublawine die Mülibachbrücke stark, was unvorhergesehene Kosten verursachte. Schlechte Witterung, gespannte politische Lage, Börsen- und Wirtschaftskrise, hohe Teuerung und vermehrte Konkurrenz führten zu einem Frequenzrückgang und Betriebsdefizit.
Der Erste Weltkrieg
Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, sanken die Frequenzen massiv und dem gesamten Personal wurde gekündigt. Die Brienz Rothorn Bahn wurde „eingemottet“ – sie stand vor dem Aus, der Abbruch der Anlage wurde ernsthaft diskutiert. Dies wurde aber immer wieder erfolgreich verhindert. Vor allem standen auch die Brienzer hinter ihrer Bahn. Bis die Brienz Rothorn Bahn wieder Volldampf aufsetzen konnte, sollte es aber auch noch einige Jahre dauern. Dieser Dornröschenschlaf ist der Grund, weshalb die BRB bis heute nicht elektrifiziert wurde. In dieser Zeit wurden nämlich fast alle übrigen Bergbahnen elektrifiziert.
Wiederinbetriebnahme 1931
Die Gemeinde Brienz hatte ein Komitee mit dem Ziel eingesetzt, die dahinschlummernde Bahn zu neuem Leben zu erwecken. Mit neuem Kapital und mit viel Optimismus wurde der Betrieb im Juni 1931 wieder bis Rothorn Kulm aufgenommen. Der Tourismus im Berner Oberland entwickelte sich vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg rasant. Auch die Brienz Rothorn Bahn profitierte davon bis die Wirtschaftlichkeit der Bahn immer schlechter wurde. Der Betrieb der Bahn war aufwendig und konnte mit den neuen Konkurrenten – den elektrifizierten Bergbahnen – kaum mithalten. An Spitzentagen fehlten zudem die nötigen Transportkapazitäten. Viele Gäste mussten stehen gelassen werden. Man glaubte nicht mehr an die Zukunft der Dampfzahnradbahn. In den 60er-Jahren boomte in der gesamten Schweiz der Seilbahnbau. Auf fast jeden Aussichtspunkt wurde eine leistungsfähige und im Vergleich zur Brienz Rothorn Bahn viel wirtschaftlichere Bahn gebaut. 1958 wurde an der Generalversammlung beschlossen, die Zahnradbahn abzubrechen und durch eine leistungsfähigere Luftseilbahn zu ersetzen. Doch nun traten die Brienzer wieder in Aktion. Es wurde ein Komitee gegen den Abbruch der Dampfzahnradbahn gebildet. Sie hatten Erfolg, der bereits gefasste Abbruchentscheid wurde zurückgezogen. Das Problem blieben die mangelnden Transportkapazitäten und der teure Dampfbetrieb. Man versuchte, neue wirtschaftlichere Dampflokomotiven zu beschaffen. Dies war aber in den 70er-Jahren nicht möglich; keine Lokomotivfabrik war mehr daran interessiert, Dampflokomotiven weiterzuentwickeln. Die Lösung des Problems war vorübergehend die Beschaffung von Diesellokomotiven.
Verein Freunde des Dampfbetriebs der Brienz Rothorn Bahn
1991 wurde der Gönnerverein „Verein Freunde des Dampfbetriebes der Brienz Rothorn Bahn“ von Ernst Streule zur Förderung und zum Erhalt des Dampfbetriebes gegründet. Zur Erreichung dieses Zwecks unterstützt der Verein die aufwändigen Renovationen der Dampflokomotiven, wichtige Sanierungen an der Strecke, unterstützt Infrastrukturprojekte, führt Sammlungen durch und unterstützt die Werbemassnahmen. Für den fünfmonatigen Dampfbetrieb und regelmässigem Einsatz von historischem Rollmaterial bildet der Verein eine wichtige Grundlage der Bahn. Um das bedeutendste und entschiedenste Investitionsprojekt „Aktion 5 S“ (für Schotter, Schwellen, Schienen, Stangen und Stützmauern) zu finanzieren, sammelte der Verein von 2009 – 2018 Gönnerbeiträge. Die Sanierung der Strecke ist eine Grundvoraussetzung für die Erneuerung der Konzession des Bundes und somit sehr wichtig für die Zukunft der Bahn. Auf rund 7,6 Millionen Franken werden die Gesamtkosten geschätzt, die für den Ersatz und der Sanierung bereitgestellt werden müssen. Seit 2009 wurden also jährlich mehrere hundert Meter Bahntrassee saniert – dies meist in Nachtarbeit, damit der tägliche Dampfbetrieb während der Saison nicht tangiert wurde. Sämtlich ausgebautes Material (Schienen, Schwellen, Schotter) wurden von der Strecke zurück nach Brienz geführt, damit keine Leerfahrten entstehen konnten.
Neukonzession 2019
Am 29. September 1969 wurde der Brienz Rothorn Bahn vom Bund die Konzession für die Bahninfrastruktur und Personenbeförderung für die nächsten 50 Jahre erteilt. Ein Meilenstein, war damit der Bahnbetrieb aus rechtlicher Sicht die nächsten Jahrzehnte gesichert. Im Dezember 2019 – also rund 50 Jahre später – war es wieder soweit und die Erneuerung der Konzession wurde bewilligt. Das Erreichen dieses Ziels war mit einem immensen Aufwand verbunden, denn für die Neukonzessionierung mussten zahlreiche Auflagen erfüllt werden. So wurde etwa im Rahmen des Grossprojekts „Aktion 5 S“ die komplette Strecke saniert.
Schneeräumung
Die Geschichte der Brienz Rothorn Bahn ist stark von der Schneeräumung (Schneebruch) geprägt. In den Anfangsjahren der Bahn waren Jahr für Jahr bis zu 70 Mann mit den Räumarbeiten beschäftigt. So willkommen damals der Nebenverdienst für viele Brienzer Familien war, so belastend war dieser Aufwandposten für die Betriebsrechnung der Bahn. 1951 wurde erstmals eine Schneefräse eingesetzt. Wenn auch einige anfängliche Probleme gelöst werden mussten, so setzte sich doch auch hier die Mechanisierung durch. Heute wird die Schneeräumung mit einer modernen radangetriebenen Schneefräse durchgeführt. Zusätzlich werden leistungsfähige Pistenfahrzeuge für die Vorräumung und für das Abstossen der Schneemassen eingesetzt. Dies ermöglicht eine wesentlich wirtschaftlichere Schneeräumung und dank der Zeitersparnis kann der Zeitpunkt der Streckenöffnung besser geplant werden.