Die Lokomotiven der Brienz Rothorn Bahn

Sie bilden das Herzstück unserer historischen Dampfzahnradbahn: unsere Lokomotiven. Diese faszinierenden Maschinen, von denen acht der Dampflokomotiven regelmässig in Betrieb sind, erzählen die reiche Geschichte und Tradition der Brienz Rothorn Bahn, die bis in die Gründerzeit von 1891/92 zurückreicht. 

Eine Chronik der Lokomotiven

Die Brienz Rothorn Bahn ist im Besitz von elf Dampflokomotiven und drei Diesellokomotiven. Acht der elf Dampflokomotiven sind funktionsfähig und regelmässig im Einsatz. Die Bahn besitzt heute noch fünf Lokomotiven aus der Gründerzeit von 1891/92. Davon sind Lok 2 und 5 regelmässig im Einsatz – die anderen kohlebefeuerten Loks benötigen grossen Aufwand um wieder fahrtüchtig zu werden. Bei einer Dreier-Besatzung transportieren sie bis zu 50 Gäste. Zu den Veteranen aus dem vorletzten Jahrhundert gesellen sich Lok 6 und 7 aus den Baujahren 1933/36. Mit einer Dreier-Besatzung befördern diese bereits 80 Gäste. Als der Seilbahnbau in den 60er-Jahren boomte und somit um einiges wirtschaftlichere Bergbahnen gebaut wurden, wurde das Problem der mangelnden Transportkapazitäten und des teuren Dampfbetriebs immer grösser. Man versuchte, neue und wirtschaftlichere Dampflokomotiven zu beschaffen. Dies war aber in den 70er-Jahren nicht möglich; keine Lokomotivfabrik war mehr daran interessiert, Dampflokomotiven weiterzuentwickeln. Die Lösung des Problems war vorübergehend die Beschaffung von Diesellokomotiven. 1975 kamen nach der Inbetriebnahme einer Prototypendiesellok Lok 9+10 und 1987 Lok 11 zur Brienz Rothorn Bahn. Zum 100-jährigen Jubiläum konnte die BRB 1992 die erste heizölgefeuerte Dampflokomotive – Nr. 12 – in Betrieb nehmen. 1996 kamen Lok 14+15 dazu und ab 2004 bereichert Lok 16 den Fahrbetrieb. Die dieselhydrostatischen Loks und die heizölgefeuerten Dampfloks transportieren bei einer Zweier-Besatzung 112 Gäste.

Wie funktionieren unsere Dampfloks?

Eine Dampflok braucht Wasser, Brennstoff (Kohle oder Heizöl) und Feuer. Der Brennstoff wird in der Feuerbuchse (eine Art Ofen) verbrannt (1). Die heisse Luft (Verbrennungsgas), die dadurch entsteht, strömt durch Rohre im Kessel und erhizt das Wasser auf über 205 Grad (2). Dadurch entsteht Nassdampf (3). Der Nassdampf wird via Verteilkasten durch Überhitzerschlangen nochmals auf 420 Grad erhizt (4) und in den Schieber (5) geleitet. Durch den einströmenden Dampf (6) entsteht so viel Druck, dass die Kolben verbunden mit den Triebstangen (7), die Kurbelwelle und somit das Zahnrad in Bewegung setzt. Die Dampflok bewegt sich. Der verbrauchte Wasserdampf wird über das Kamin (8) hinausgeleitet. Dadurch entstehen das typische Schnaufen, Keuchen und Pusten. Bei der Talfahrt wird die Dampfmaschine als Luftpumpe betrieben (Gegendruckbremse), sie bremst den ganzen Zug. Zudem sorgen Dampfbremse und Handbremse für zusätzliche Sicherheit.

Die Revisionen

Über hundertjährige Dampflokomotiven, aber auch die neuen Maschinen, die während der Sommersaison täglich im Einsatz stehen, verlangen während der Wintermonate sorgfältigen Unterhalt. Pro Maschine werden jedes Jahr gegen 1’000 Arbeitsstunden aufgewendet, damit sie jeweils im Frühjahr wieder in jugendlicher Frische die vielen Gäste aufs Rothorn transportieren können. Die Revisionen dienen aber vor allem auch der Sicherheit, geht es doch darum, die verschiedenen Brems- und Überwachungssysteme zu überprüfen und in regelmässigen Abständen zu erneuern. Die verschiedenen Revisionsarbeiten werden intervallmässig durchgeführt, und etwa alle acht Jahre erhält jede Lokomotive eine Totalrevision. Bei den Revisionsarbeiten an den alten Dampflokomotiven ist die Berufserfahrung ausserordentlich wichtig. Die Arbeitstechniken werden seit Generationen immer wieder an junge, einsatzwillige Berufsleute weitergegeben. Vor allem das Know-How der Brienz Rothorn Bahn bei der Kesselrevision wird immer wieder von anderen Unternehmen in Anspruch genommen. Die wichtigsten Revisionsarbeiten werden vom Bundesamt für Verkehr regelmässig kontrolliert.

Die Brienz Rothorn Bahn ist ein Saisonbetrieb. Nebst vielen Nachteilen hat dies den wesentlichen Vorteil, dass die Fachleute, die im Winter die Lokomotiven revidieren, im Sommer als Lokführer im Einsatz stehen. Dadurch kennen sie ihre Maschinen sehr gut und sind in der Lage, kleinere Probleme, die während der Saison gelegentlich auftreten, sofort zu erkennen und vielfach sogar auf der Strecke zu beheben.

H2/3 – Lok 1-5

Zwei der insgesamt fünf kohlebefeuerten Dampfloks aus der 1. Generation sind heute noch regelmässig im Einsatz. Für eine Retourfahrt Brienz – Rothorn verbraucht eine Dampflok aus der 1. Generation 300 Kilo Kohle und 2’000 Liter Wasser. Nötig sind Lokführer, Heizer und eine:n Zugbegleiter:in, um maximal 50 Personen zu transportieren.

Lok 11891seit 1962 BRB – 1941 – 1961 MG (vorher GN)
Lok 2 – regelmässig im Einsatz1891BRB
Lok 31892BRB (Reserve)
Lok 41892BRB (Reserve, Ausstellungslok)
Lok 5 – regelmässig im Einsatz1891seit 1912 BRB (vorher WAB)
BefeuerungKohle
Verbrauch pro Retourfahrt300 kg Kohle
2’000 Liter Wasser
Dienstgewicht17’000 kg
Leergewicht14’000 kg
Kesseldruck14 bar
Wasserkessel1’000 Liter
Wasservorrat im Kasten1’200 Liter
Kohlevorrat im Kasten550 kg
Leistung230 PS
Beschaffungskosten (1892)CHF 42’000.00

H2/3 – Lok 6 und 7

Die zwei kohlebefeuerten Dampfloks der 2. Generation sind regelmässig im Einsatz. Für eine Retourfahrt Brienz – Rothorn verbraucht eine Dampflok aus der 2. Generation 350 Kilo Kohle und 2’000 Liter Wasser. Nötig sind Lokführer, Heizer und eine:n Zugbegleiter:in, um maximal 80 Personen zu transportieren.

Lok 6 – regelmässig im Einsatz1933BRB
Lok 7 – regelmässig im Einsatz1936BRB
BefeuerungKohle
Verbrauch pro Retourfahrt 350 kg Kohle
2’000 Liter Wasser
Dienstgewicht20’000 kg
Leergewicht16’700 kg
Kesseldruck14 bar
Wasserkessel1’050 Liter
Wasservorrat im Kasten 1’500 Liter
Kohlenvorrat im Kasten 550 kg
Leistung300 PS
Beschaffungskosten (1936) CHF 67’000.00

1988 hat die Brienz Rothorn Bahn bei der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik Winterthur eine neue Lokomotive bestellt. Die neuen Dampflokomotiven, die von Grund auf neu konstruiert wurden, erlauben ein modernes Betriebskonzept, das die Wirtschaftlichkeit gegenüber der bisherigen, kohlebefeuerten Dampflokomotiven erheblich verbessert. Die Befeuerung erfolgt mit schwefelarmem Heizöl. Dank des Einbaus einer Totmann- und Wachsamkeitseinrichtung ist eine Einmannbedienung möglich. Braucht es bei den kohlebefeuerten Dampfloks zur Beförderung von 40-80 Personen drei Fahrpersonal (Lokomotivführer, Heizer, Zubgeleiter:in), ist es  mit den neuen Dampfloks möglich, mit nur zwei Personal (der Heizer entfällt) bis zu 120 Fahrgäste zu transportieren. Die neuen Dampflokomotiven erbringen diese Leistung im Zweistunden-Takt, während die alten Dampfmaschinen im Zweieinhalbstunden-Takt eingesetzt werden können.

Lok 121992BRB
Lok 141996BRB
Lok 151996BRB
Lok 161992BRB seit 2004
BefeuerungHeizöl
Verbrauch pro Retourfahrt 150 Liter Heizöl
2’000 Liter Wasser
Dienstgewicht15’700 kg
Leergewicht13’200 kg
Kesseldruck16 bar
Wasser im Kessel1’200 Liter
Wasservorrat im Kasten 1’400 Liter
Öltank560 Liter
Leistung408 PS
Beschaffungskosten (1992) CHF 1’800’000.00
Beschaffungskosten (1996)CHF 2’100’000.00

HM 2/2 – Lok 9, 10 und 11

Ende April 1973 wird die erste Diesellokomotive (Nr. 8)I vom Typ Ingenieur Bernhard geliefert. Sie wurde im Depot der Monte-Generoso-Bahn in Capolapo gebaut. Nach Probefahrten mit Dienst- und Güterzügen bewilligte im Herbst 1973 das Eidg. Amt für Verkehr den Einsatz mit einem Personen-Vorstellwagen. Zwei weitere Dieselloks (Nr. 9 und 10) werden 1974 bei der Maschinenfabrik Ferdinand Steck in Bowil zum Festpreis von je CHF 400’000 in Auftrag gegeben und bereits ein Jahr später in Betrieb genommen. Heute sind unsere Dieselloks hauptsächlich im Bahndienst unterwegs. Bei hohem Gästeaufkommen oder technischem Ausfall einer Dampflok kann es vorkommen, dass Dieselloks im Gästebetrieb eingesetzt werden.

Lok 91975BRB
Lok 101975BRB
Lok 111987BRB
TreibstoffDiesel
Dienstgewicht13’550 kg
Tankinhalt150 Liter
Leistung, MTU Dieselmotor660 PS
Beschaffungskosten (1975)CHF 450’000.00
Beschaffungskosten (1987)CHF 1’000’000.00